Literatur im hohen Mittelalter

Schrieben im frühen Mittelalter vor allem die Kirche bzw. religiöse Institutionen Texte, wurde die Literatur im hohen Mittelalter thematisch gesehen schon etwas vielfältiger. Vorher wurde vieles als unwürdig betitelt, sodass viele Themen gar nicht erst verschriftlicht wurden. Nun aber griffen die Menschen in der Literatur Themen auf, die vorher so nicht erwähnt werden durften, weil sie einst als unwürdig betrachtet wurden. Hinzu kamen neben den neuen Themen nun auch neue Formen der Literatur. So entstand beispielsweise die sogenannte Höfische Literatur. In den Schlössern des Adels wurden literarische Schriften erstellt, die sich rasch über die Höfe hinaus immer weiter verbreiteten.

Des Weiteren entstand in der Lyrik der sogenannte Minnesang. Diesen kennt man heute fast nur noch aus Filmen oder dem Schulunterricht, bei denen die Beziehung zwischen Mann und Frau im Mittelalter verdeutlicht werden soll. Inhaltlich geht es im Minnesang (heute: Minnegesang) um Liebesbotschaften. Jeder Sänger verfasste eigene Texte und spielte seine Lieder mit der Geige oder einer sogenannten Fidel vor. Manche sangen auch einfach, ohne ein Instrument zu spielen. Zuvor hatten nur die Frauen Lieder für den Mann gesungen. Nun sangen die Ritter, um die Dame ihres Herzens mit ihrem Gesang zu erobern.

Viele der höfischen Schriften entstanden nach Vorlage französischer Werke. Diese neu entstandenen Werke wurden in mittelhochdeutscher Sprache geschrieben bzw. erzählt. Die Literatur des hohen Mittelalters berichtet aber auch unterhaltsame Geschichten. Viele der geistliche Dichter interessierten sich für einzelne Personen und schrieben über deren Lebensgeschichten. Es ging also nicht mehr so sehr um die ermahnenden Texte und Inhalte der Kirche, sondern vielmehr um geistliche Vorbilder. Aus diesen Lebensgeschichten und Gedichten entstanden Legendendichtungen. Zu den bekanntesten Legendendichtungen gehört Veldekes „Servatius“.

Heute kennt man nur noch wenige der Werke aus dem hohen Mittelalter. Zu den bekanntesten Epen aus dem Bereich der höfischen Literatur gehört Gottfried von Straßburgs „Tristan und Isolde“. Ebenfalls, selbst bei Schülern des Deutsch- oder Geschichtsunterrichts, noch bekannt ist der Heldenepos der Nibelungen-Saga.